Was hat Produktdesign mit der Klimakrise zu tun?
Die menschengemachte, also anthropogene Klimakrise ist Konsens unter Wissenschaftler*innen. Der bereits eingetreten und prognostizierte Klimawandel hat eine große Tragweite: Er gefährdet den Frieden und die Lebensgrundlage der Menschen auf der Erde. Der wichtigste Faktor für die zunehmende Erhitzung ist die Emission von Treibhausgasen – allen voran Kohlendioxid, doch auch Methan, Lachgas und Fluorierte Kohlenwasserstoffverbindungen.
Wirtschaftliche Prozesse, wie die Herstellung von Produkten, Transporte und die Energienutzung, stehen in direktem oder indirektem Zusammenhang mit Faktoren des Klimawandels, insbesondere mit der Emission von Treibhausgasen. Eine der grundlegenden Bemühungen der ökologischen Produktgestaltung ist die Verringerung dieser Emissionen im Verlauf des Produktlebensweges.
Messung der Klimawirkung eines Produkts
Die strukturelle quantitative Erfassung der relevanten Emissionsquellen sowie deren Bewertung zeigen Optimierungspotenziale auf. Als Bewertungsinstrumente dafür bieten sich die Ökobilanz und speziell der Product Carbon Footprint an.
Der Unterschied einer Ökobilanz und eines Product Carbon Footprints (bezogen auf ein Produkt) besteht vereinfacht zusammengefasst darin, dass beim Product Carbon Footprint ausschließlich die Klimawirkung ermittelt wird, während die Klimawirkung bei der Ökobilanz nur eine der analysierten Umweltwirkungen darstellt. Beide Methoden werden hier genauer erläutert.
Hintergrund zur Klimakrise
Beobachtung des Klimawandels
In den letzten Jahrzehnten hat sich unser Klima merklich verändert. Dies stellten Wissenschaftler*innen aus aller Welt zum wiederholten Male und unmissverständlich auch im sechsten Sachstandsbericht des zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderung (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC; vgl. [IPCC 2022]) fest. Der IPCC analysiert, bewertet und resümiert die für den Klimawandel relevanten Forschungsergebnisse im Auftrag des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO).
Die Klimaänderungen der vergangenen Jahrzehnte und Jahrhunderte lassen sich eindrucksvoll für Temperaturen, Niederschläge, das Auftreten extremer Niederschlagsereignisse oder Stürme, aber auch für die Höhe des Meeresspiegels, für die Temperatur und den pH-Wert der Ozeane belegen.
Ausführliche Informationen zu den Ursachen des Klimawandels, zur Zunahme von Treibhausgasen in der Atmosphäre und zum Treibhauseffekt (natürlich und anthropogen) sind auf der Webseite Klima und Treibhauseffekt des Umweltbundesamtes nachzulesen.
Folgen der Klimakrise
Der Bericht des IPCC illustriert in aller Deutlichkeit, welch alarmierende Folgen die weitere Emission von Treibhausgasen voraussichtlich haben wird. So ist mit Erderwärmungen, Änderung der Niederschlagsmengen, Erhöhung des Meeresspiegels und vielen weiteren deutlichen Klimaänderungen zu rechnen. Er quantifiziert die absehbaren Folgen der Emissionen und legt offen, dass die Menschheit Gefahr läuft, sich durch den anthropogen ausgelösten Klimawandel ihrer Lebensgrundlage zu entziehen.
Klimaschutz
Nur wenn ambitionierte Gegenmaßnahmen zu massiven Minderungen der Treibhausgasemissionen führen, lassen sich die Klimaänderungen begrenzen. Instrumente zur Quantifizierung der Treibhausgasemissionen liegen vor. Eine weitere Erwärmung der Erde scheint unausweichlich. Wie stark diese ausfallen wird, hängt jedoch davon ab, ob und in welchem Maße es der Menschheit gelingt, die Emissionen von Treibhausgasen zu reduzieren.
Treibhausgase und ihre Quellen
Die wichtigsten Treibhausgase Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Lachgas (N2O) und fluorierte Kohlenwasserstoffverbindungen (HFKW, FKW, SF6, NF3) werden im Folgenden samt der anthropogenen Quellen kurz vorgestellt.
Kohlendioxid
Auch wenn CO2 im Vergleich zu vielen anderen Gasen ein weniger starkes Treibhauspotenzial aufweist, ist es durch die großen in der Atmosphäre enthaltenen Mengen maßgeblich für den Treibhauseffekt verantwortlich. Die anthropogene Erhöhung der CO2-Konzentration dominiert daher die öffentliche Diskussion über den Klimawandel.
Anthropogene Quellen:
- Verbrennungsprozessen von fossilen und biogenen Rohstoffen
- Stoffwechselprozesse
- Landnutzungsänderung
Methan
CH4 hat eine rund 25-fache Klimawirkung wie CO2. Methan entsteht durch biologische sowie geologische Prozesse. Biologisch entsteht es bei der mikrobiellen Zersetzung von Biomasse unter sauerstoffarmen (anaeroben) Bedingungen. Diese Bedingungen herrschen natürlicherweise u.a. in Mooren und Feuchtgebieten, aber auch in Teilen der Ozeane vor.
Anthropogene Quellen:
- Die Förderung, der Transport und die Nutzung von Erdgas, sowie die Förderung von Erdöl und Kohle
- Abwasser- und Klärschlammbehandlung sowie die Klärschlammverwertung in der Landwirtschaft und Mülldeponien
- Landwirtschaft, insbesondere Reisanbau, und Viehzucht, insbesondere durch Wiederkäuer wie Kühe
- Ausgasen von gespeicherten Methan in tauenden Permafrostböden und den Ozeane (hier gespeichert als Methanhydrat in Form von gefrorenem Wasser) als Folge der Klimaerwärmung
Lachgas
N2O ist rund 300-mal so klimaschädlich wie CO2. Natürliche Quellen sind die Ozeane, feuchte Wälder, Grasland und Böden in tropischen Regionen. Hierbei bildet sich das N2O durch biologische Umwandlungsschritte des natürlichen Stickstoffkreislaufes (Nitrifikation und Denitrifikation).
Anthropogene Quellen:
- stickstoffhaltige Düngemittel in der Landwirtschaft und die Tierhaltung
- Prozesse in der chemischen Industrie
- Verbrennung von Biomasse
Fluorierte Kohlenwasserstoffverbindungen
Viele F-Gase (HFKW, FKW, SF6, NF3) sind selbst im Vergleich zu Methan und Lachgas extrem treibhauswirksam. Ihr Treibhauspotenzial (GWP) liegt um bis zu 24.000-mal über dem von CO2. Im Gegensatz zu den übrigen Treibhausgasen kommen Fluorkohlenwasserstoffe in der Natur nicht vor.
Anthropogene Quellen, Produktion als
- Treibgas
- Kühl- und Löschmittel
- Bestandteil von Schallschutzscheiben (insbesondere SF6)
Quelle: