Die Produktionsprozesse der Textilindustrie sind äußerst komplex. Allein für Textilien aus Baumwolle können die Prozessschritte bis zu 12 Stufen umfassen (u. a. Anbau, Produktion der Rohfaser, Garnherstellung, Flächenherstellung, Veredelung, Konfektionierung). Entlang des gesamten Produktzyklus (siehe Abbildung unten) entstehen dabei zahlreiche ökologische und soziale Auswirkungen, bei denen jeweils die Designentscheidung eine wichtige Rolle spielt.

Einfluss des Designs auf die Lebenszyklusphasen von Textilien; Quelle: UBA, eigene Darstellung, 2022

Auf politischer Ebene sind Textilien spätestens seit 2014 auf der Agenda. Auf Initiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (⁠BMZ⁠) wurde 2014 als Reaktion auf den Einsturz des Fabrikgebäudes Rana Plaza in Bangladesch im April 2013 das Textilbündnis ins Leben gerufen. Diese sogenannte Multi-⁠Stakeholder⁠-Initiative mit Vertreter:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zielt darauf ab, soziale, ökologische und ökonomische Verbesserungen entlang der gesamten Textillieferkette zu erreichen. Im März 2022 hat zudem die EU ihre neue Textilstrategie vorgestellt. Zentral dabei ist die geplante Einführung von Ökodesign-Vorgaben für Textilien. Kleidung auf dem europäischen Markt könnte damit zukünftig Vorgaben zu Langlebigkeit oder Reparierfähigkeit unterliegen.

Neben der Wirtschaft und der Politik sind auch die Konsument:innen gefordert, einen Beitrag zu leisten, indem sie ihren Kleidungskonsum hinterfragen. In Deutschland geben wir derzeit pro Person durchschnittlich 78 Euro für Bekleidung und Schuhe aus. Das entspricht pro Jahr etwa 18 kg an Bekleidung. Zum Vergleich: Weltweit liegt der jährliche Durchschnitt bei 8 Kilogramm. Auch hier können Designer:innen unterstützen, indem sie Pflege und Reparaturmöglichkeiten im Designprozess mitdenken.

Die folgenden Themenseiten zum Material „Textilien“ werden auf die verschiedenen textilen Fasern, deren Herstellungsprozess und die damit zusammenhängenden Umweltwirkungen eingehen. Außerdem wird auf die Nutzungsphase, die Entsorgung sowie wichtige Sozial- und Umweltzeichen eingegangen. Zu allen Themen werden Hinweise für Designer:innen gegeben, die es hinsichtlich der Umweltwirkungen zu berücksichtigen gilt.

Textilfasern

Laut Textile Exchange hat sich die weltweite Faserproduktion zwischen 1990 und 2015 verdoppelt, zwischen 1975 und 2015 sogar verdreifacht (Textile Exchange 2019, 6). Dabei macht Polyester mehr als die Hälfte (52 %) der weltweiten Fasermenge aus und ist in zahlreichen Textilien und Kleidungsstücken enthalten, entweder als Monostoff oder in Kombination mit natürlichen Fasern als schwer recyclebare Mischfaser (Textile Exchange 2019, 6; siehe auch Tabelle unten). Es folgen Baumwolle mit 24 % und zellulosebasierte Chemiefasern mit 6 % (ebd., 6).

Insgesamt existiert eine Vielzahl an Rohstoffen und Fasern, für die sich Designer*innen bei ihren Entwürfen entscheiden können. Jedes Material hat dabei seine eigenen Eigenschaften (vgl. Jungmichel et al. 2021, 19-23). Es gilt, jeweils die richtige Faser für den passenden Einsatzort zu finden, da die verschiedenen Arten von Fasern jeweils Vor- und Nachteile mitbringen. Chemischen Fasern wird häufig eine höhere Strapazierfähigkeit und Haltbarkeit zugeschrieben (Jungmichel et al. 2021, 19-23). Allerdings ist die Verwendung von Kunstfasern mit erheblichen Kosten für Umwelt und Gesundheit verbunden, da sie zum Beispiel aus einem nicht erneuerbaren Rohstoff gewonnen und biologisch nicht abbaubar sind. Auch die Entstehung von Mikroplastik ist ein mögliches Problem im Zusammenhang mit chemischen Fasern. Natürliche Fasern können zwar biologisch abgebaut werden, insbesondere Baumwolle benötigt im Anbau jedoch einen hohen Wassereinsatz sowie die Anwendung von Agrarchemikalien. Zudem muss bei Baumwolle zwischen lang- und kurzstapeliger Sorten differenziert werden. Aus den langstapeligen Baumwollsorten lassen sich längere und dünnere Fäden spinnen, welche über eine bessere Stabilität verfügen.

Neue alternative Fasern aus Bananenblättern, Seegras (Seacell), Ananasblättern (Pinatex) oder Algen (Algalife) wurden entwickelt, um die negativen Folgen der Faserproduktion zu verringern. Jedoch fehlen hier bislang Studien zu deren Langlebigkeit und der tatsächlichen ökologischen Vorteilhaftigkeit bei deren Massenproduktion. Eine Zunahme der Materialvielfalt ist zudem nur dann wünschenswert, wenn die Verwertung von Textilabfällen mitbedacht und gewährleistet ist. Der Umstieg auf andere Faserarten kann jedoch nur begrenzt zum Ziel einer nachhaltigeren Textilindustrie beitragen, wenn das System rund um Produktion und Konsum dennoch weiter mit dem derzeitigen hohen Tempo arbeitet (vgl. Botta & Cabral 2021; Taylor 2021).

Die Produktion und der Einsatz von Recyclingfasern spielt in der Textilindustrie eine immer größere Rolle, um Ressourcen für die Frischfaserproduktion zu sparen. Die Herstellung von recyceltem Polyester ist zurzeit jedoch noch kostenintensiver als die Herstellung von neuem Polyester. Außerdem werden auch PET-Flaschen zur Herstellung von rPET (recyceltes PET) verwendet. Diese fehlen dann aber nicht nur in ihrem eigenen Recycling-Kreislauf, sondern der tatsächliche Produktkreislauf einer PET-Flasche wird auch verkürzt. Insgesamt wird das Produkt PET beim Recycling zu einer Faser verschlechtert, sodass der tatsächliche Mehrwert in Frage steht. Expert:innen gehen außerdem davon aus, dass die Strapazierfähigkeit solcher Recyclingfasern schlechter ist als bei Frischfasern. Auch recycelte Baumwolle hat den Nachteil, dass die Fasern kürzer sind als bei frischer Baumwolle und sie somit über eine geringere Stabilität verfügen (Wahnbaeck 2021). Kleidungsstücke aus 100 % recycelter Baumwolle sind zum aktuellen Stand daher nicht förderlich für eine lange Nutzung.

Im Zusammenhang mit recycelter Baumwolle steht auch die Dead-Stock Problematik. Große Modeunternehmen kaufen zu vergünstigten Preisen in großen Mengen Rohstoffe ein. Überschüssiges Material wird wiederum an kleinere Labels verkauft. Diese können dann für ihre produzierte Kleidung angeben, sie sei aus recycelten Materialien hergestellt. Große Unternehmen umgehen so die Notwendigkeit nachhaltig zu kalkulieren oder Zero-Waste-Designs zu etablieren. Und kleinere Labels weise ihre Kleidung als recycelt aus, ohne dass tatsächlich eine Recycling-Leistung stattgefunden hat. Produkte aus Dead-Stock werden daher kritisch betrachtet (Pfoser-Almer 2020).

Eine bessere Haltbarkeit lässt sich durch Mischfasern erzielen, zum Beispiel als Zugabe von Elasthan zu Baumwolle. Dies geht allerdings zu Lasten der Recyclingfähigkeit am Ende des Lebenszyklus eines Kleidungsstücks. An dieser Stelle entsteht ein zentraler Zielkonflikt in der Textilproduktion zwischen Langlebigkeit und Recyclingfähigkeit. Für die Auflösung dieses Zielkonflikts bedarf es zum einen der Entwicklung von Recyclingverfahren, die sowohl die Chemie- als auch die Naturfasern recyceln können. Zum anderen ist zu untersuchen, für welche Einsatzgebiete und Nutzungsszenarien Monomaterialien die sinnvollere Alternative zu Mischfasern sind.

Baumwolle

Baumwolle wird hauptsächlich in den USA, China, Indien, Pakistan, Brasilien, Usbekistan, Westafrika, der Türkei und in Australien angebaut. Die Pflanze ist sehr empfindlich, was beim Anbau zu einer hohen Umweltbelastung führt. Der Wasserbedarf pro Tonne Baumwolle entspricht 3.500 27.000 m³, also ca. 170 Badewannen Wasser für die Produktion von 1 kg Baumwolle. Gleichzeitig wächst Baumwolle bevorzugt in warmem, trockenem Klima. Das bedeutet, dass sie stark bewässert werden muss.

Außerdem ist sie sehr anfällig für Schädlinge, was einen hohen Pestizideinsatz verursacht. Um die Baumwolle für nur ein T-Shirt anzubauen, werden durchschnittlich etwa 150 g Pestizide auf der Anbaufläche versprüht – mehr als für jedes andere landwirtschaftliche Anbauprodukt und nur ein bisschen weniger, als das T-Shirt selbst wiegt (Umweltinstitut München e.V., 2016). Um die Resistenz gegen Schädlinge zu erhöhen, wurden Baumwollpflanzen in jüngster Zeit gentechnisch verändert. Mittlerweile sind bereits rund 70 % der gesamten konventionell angebauten Baumwolle genmanipuliert (ebd.).

Eine Alternative dazu bietet zumindest theoretisch der Bioanbau von Baumwolle. Bisher liegt der Bio-Baumwollanteil allerdings noch unter 1 % des weltweiten Baumwollmarktes (Textile Exchange, 2021). In der Praxis wird die Umstellung auf den Anbau von Baumwolle in Bioqualität über Jahre kaum möglich sein, da Gifte den Boden auf den bisher konventionell genutzten Flächen sowie Gewässer verunreinigt haben. Bodenschäden durch fehlerhafte Bewässerung lassen sich ebenfalls nicht einfach rückgängig machen. Während der Umstellungsphase müssen die Bäuerinnen und Bauern (oder Konzerne) daher die höheren Kosten des Bioanbaus und der Umstellung tragen, während sie auf dem Markt aber noch keine höheren Preise für Bioqualität verlangen können. Das bedeutet in der Praxis, dass Bio-Baumwolle zwar aus Gestaltungssicht eine Option für die Herstellung ökologischer Produkte darstellt, dieser Rohstoff jedoch auf absehbare Zeit nur begrenzt zur Verfügung stehen wird. 

Für den Anbau von Baumwolle werden erhebliche Mengen an Land benötigt. Das führt zum einen zu einem sehr hohen Landverbrauch, der an sich schon negativ ist, da die benötigte Anbaufläche in Konkurrenz zum Anbau von Nahrungsmitteln steht und darüber hinaus durch den intensiven Anbau ausgelaugt und auf lange Sicht unbrauchbar gemacht wird. Großflächige Monokulturen gefährden unter anderem die Gesundheit der Ökosysteme und die Biodiversität. Darüber hinaus werden große Mengen Pestizide und Düngemittel eingesetzt, die das Grund- und Oberflächenwasser verunreinigen. Der intensive Anbau schädigt außerdem die Bodengesundheit. Die Humusschicht verringert sich, Wasser kann nicht mehr ausreichend gespeichert werden und die nährreiche Bodenschicht wird weggeschwemmt oder vom Wind abgetragen (siehe Versauerung von Ökosystemen).

Davon abgesehen vergiften sich jährlich mehrere hunderttausend Landarbeiter:innen mit den verwendeten Pestiziden, nach vorliegenden Abschätzungen sterben rund 20.000 daran (Diekamp et al. 2010).

Durch das für den Anbau benötigte Klima in Verbindung mit dem hohen Wasserbedarf müssen knapp 60 % der Anbauflächen künstlich bewässert werden, was an vielen Orten mittelfristig das Austrocknen von Flüssen und Seen und die Versalzung der Böden zur Folge hat. 

Die Genmanipulation, die auf eine Resistenz gegen Schädlinge (v.a. den Baumwollkapselkäfer) und damit einen geringeren Pestizideinsatz abzielt, ist nur mäßig erfolgreich. Während der Baumwollkapselkäfer erfolgreich ferngehalten wurde, hat die Population anderer Schädlinge rapide zugenommen, die den Einsatz von Pestiziden weiterhin notwendig machen. Doch mittlerweile gibt es auch Hinweise darauf, dass der Baumwollkapselkäfer den Schutz der Pflanze umgehen kann. 

Ein biologischer Anbau kann viele dieser Probleme abmildern, der hohe Wasser- und Flächenbedarf bleibt jedoch bestehen.

Wolle

Der Anteil von Wolle an der Gesamtproduktionsmenge von Textilfasern ging in der Vergangenheit zurück und liegt jetzt bei weniger als 1 %. Den größten Anteil daran hat noch Schafswolle, die hauptsächlich in Australien, Neuseeland und Osteuropa erzeugt wird. Für die Erzeugung von 1 kg Wolle werden bis zu 120.000 Liter Wasser benötigt. Der reine Mengenverbrauch von Wasser ist aus einer Umweltperspektive aber nicht immer aussagekräftig. Wichtig ist, in welcher Region der Wasserverbrauch entsteht. Allerdings findet Schafszucht auch in Regionen mit Trinkwassermangel statt. 

Neben Schafswolle werden vor allem Lama- und Kamelhaar, Angora, Kaschmir oder Mohair in größerem Umfang verarbeitet. 

Umweltwirkung

Für alle Wollarten sind die Aufzucht und die Haltung der Tiere der entscheidende Umweltfaktor, wobei besonders die Fütterung bzw. der Anbau der Futtermittel zu Umweltlasten beiträgt. Durch den biologischen Anbau des Futters und/ oder die natürliche Haltung der Tiere lassen sich Umweltlasten reduzieren.

Bei tierischen Fasern stellen sich zudem immer Fragen des Tierwohls. Das Textilbündnis hat das Tierwohl als eines von 11 Sektorrisiken aufgenommen. Neben den formulierten „Fünf Freiheiten“ für Tiere gilt auch die Bekämpfung des „Mulesing“ als ein Schwerpunkt. Beim Mulesing „[…] handelt es sich um ein chirurgisches Verfahren, um den bei Wollschafen häufig auftretenden Schmeißfliegen-Befall zu bekämpfen. Dazu wird Haut am Gesäß der Tiere entfernt, was eine Vernarbung des Gewebes verursacht und erneuten Insektenbefall erschwert. Oft bekommen die Tiere keine Betäubung oder Schmerzmittel, sodass der Eingriff für sie schmerzhaft und mit weiteren Gesundheitsrisiken verbunden ist, wie etwa der Entzündung der offenen Hautstellen.“ (Textilbündnis 2021).

Synthetische Fasern

Der weltweite Bedarf an Textilfasern wird überwiegend durch Chemiefasern gedeckt. Der Anteil an Chemiefasern macht inzwischen rund 70 % aus. Bei Chemiefasern muss zwischen Fasern aus nachwachsenden Rohstoffen (z. B. Zellulosefasern) und nicht nachwachsenden Rohstoffen (z. B. Polyester) unterschieden werden.

Zellulosehaltige Rohstoffe, wie Pinienholz, Buche, Eukalyptus oder Sträucher, können der Gewinnung von Zellulosefasern dienen. Auch Abfälle aus der Landwirtschaft, z. B. von Weizen, Mais, Reisstroh oder Bambus, können dafür verwendet werden. Diese Fasern aus nachwachsenden Rohstoffen machen rund 6 % der weltweiten Produktionsmenge aus. Aus etwa fünf Festmetern Holz können 1.000 kg Zellstoff für rund 950 kg Viskosefasern gewonnen werden. Doch auch wenn es sich bei Zellulose um einen nachwachsenden Rohstoff handelt (obwohl auch hier der Druck auf Holz erhöht wird), müssen für den Aufschluss der Zellulose große Mengen an Chemikalien, wie Schwefelkohlenstoff und Natronlauge, eingesetzt werden. Weitere Chemikalien und Zusatzstoffe kommen hinzu, wenn die Stoffe gezielt mit smarten Eigenschaften ausgestattet werden, sodass sie an spezifische Einsatzmöglichkeiten und eine lange Lebensdauer angepasst sind. Zellulosefasern (z. B. Viskose, TENCEL® / Lyocell®, Cupro, Bambus) können sich so in ihren Eigenschaften und im Herstellungsaufwand stark unterschieden. 

Durch die Herstellung von synthetischen Fasern aus nicht nachwachsenden Rohstoffen werden rund 63 % der weltweiten Produktionsmenge abgedeckt. Der Energiebedarf für die Herstellung ist hoch. Als Rohstoff werden jedoch weit weniger als ein Prozent des weltweit geförderten Erdöls genutzt. Ein Vorteil der synthetischen Fasern besteht wie bei den Zellulosefasern darin, dass den Stoffen bereits bei der Herstellung des Garns unterschiedliche Materialeigenschaften mitgegeben werden können. Dazu gehört unter anderem auch die Beeinflussung der Garndicke. Dadurch können Qualität, Haltbarkeit, Tragekomfort und Pflegeeigenschaften der Textilien beeinflusst werden. Polyester ist die meistgenutzte Faser unter den Chemiefasern, gefolgt von Polyamid und Polyacryl. 

Umweltwirkung

Die Herstellung von Zellulosefasern ist chemikalien- und energieintensiv. Bei den Chemikalien müssen die Umweltwirkungen bei der Herstellung sowie die spätere prozesstechnische Aufbereitung der Stoffe berücksichtigt werden (siehe Umweltaspekte der Energieerzeugung). Im Gegensatz zur Baumwolle ist der Flächenbedarf der synthetischen Chemiefasern jedoch sehr gering. Zellulosefasern sollten für eine positive Umweltbilanz jedoch ebenfalls aus biologischem bzw. nachhaltigem Anbau stammen. Ein abgeholzter Regenwald für eine Eukalyptusplantage kann definitiv nicht zu einer ökologischen Materialproduktion beitragen.

Produktion

Der Produktionsprozess von Textilien ist in folgende Arbeitsschritte unterteilt: Garnherstellung, Flächenherstellung, Textilveredelung und Konfektion. Alle diese Schritte haben Umweltauswirkungen.

Hauptprozesse zur Herstellung eines Textils | Umweltbundesamt, eigene Darstellung

Garnherstellung/ Flächenherstellung

Bei der Garnherstellung sind die Prozessschritte des Zwirnens und Spinnens zentral. Bei der Flächenherstellung das Weben, Stricken oder Wirken.

Was schädliche Stoffe betrifft, sind in diesen Prozessschritten besonders die Schlichtemittel zu beachten, die als Schutzfilm für das Weben aufgetragen werden und häufig biologisch nur schwer abbaubar sind.

Darüber hinaus sind die Reduzierung bzw. sinnvolle Verwendung von Abfällen sowie die Verminderung von Staubemissionen aus Arbeitsschutzgründen besonders relevant. 

Textilveredelung

Zur Textilveredelung gehören die Arbeitsschritte der Vorbehandlung, des Färbens, Bedruckens und Ausrüstens. Gerade diese Prozessschritte sind von zentraler Bedeutung in der Frage um die Verwendung gefährlicher Stoffe.

Chemikalien werden dabei entweder als Hilfsmittel während der Veredelung eingesetzt, um die Verarbeitung der Fasern zu erleichtern. Hierbei werden die Chemikalien im Laufe des Prozesses wieder ausgewaschen. Oder sie kommen als Ausrüstungsmaterial zum Einsatz, um dem Textil eine bestimmte Eigenschaft oder Farbe zu verleihen. In diesem Fall verbleiben die eingesetzten Chemikalien im Produkt. Chemikalien nützen also der längeren Haltbarkeit des Stoffes oder auch der Farbechtheit, sollten aber immer im Sinne der künftigen Nutzung des Textils eingesetzt werden.

In den einzelnen Verarbeitungsschritten, vor allem beim Färben und Ausrüsten, kommen viele hundert verschiedene Chemikalien, Hilfsmittel und Farbstoffe zum Einsatz: Für 1 kg Textilien werden bis zu 1 kg Chemikalien eingesetzt. 

Am häufigsten werden folgende Stoffe verwendet:

  • Nonylphenolethoxylat (NPEO) kommt als Tensid im Verlauf der Textilveredelung zum Einsatz. Es kann aber auch während Prozessen der industriellen Reinigung in Textilien gelangen. Das NPEO, das im Abwasser der Textilveredelung oder der Textilreinigung enthalten ist, wird in Kläranlagen unter bestimmten Bedingungen zu Nonylphenol abgebaut. Dieser hormonell wirksame Schadstoff beeinträchtigt u.a. die Fortpflanzungsfähigkeit von Fischen.Während in Deutschland seit Anfang der 90er Jahre NPEO gegen weniger problematische Stoffe ausgetauscht wird, kann es in importierten Textilien immer noch enthalten sein.
  • Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC, auch bekannt als Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS)) besitzen wasser-, fett- und schutzabweisende Eigenschaften, deshalb werden sie in Outdoor- und Arbeitsbekleidung aber auch als schmutzabweisende Ausrüstung von textilen Bodenbelägen eingesetzt. Darüber hinaus enthalten viele Imprägniermittel für Bekleidung und Schuhe PFC. Gelangen PFC in die Umwelt verbleiben sie dort sehr lange. Es handelt sich um sogenannte persistente Stoffe, die weder biologisch noch abiotisch abgebaut werden können. Aufgrund der langen Lebensdauer verteilen sich diese Stoffe weltweit. Einige reichern sich in Organismen an, andere verfügen über toxische Eigenschaften oder schädigen die Fortpflanzung.Inzwischen ist es möglich wasserabweisende Bekleidung auch frei von PFC zu produzieren.
  • Phthalate sind Weichmacher und in einfacher Regenbekleidung, Lederimitaten aber auch in PVC-Aufdrucken auf Textilien zu finden. Auch Phthalate verfügen über fortpflanzungsgefährdende Eigenschaften.
  • Farbstoffe kommen in den Färbeprozessen der Textilveredelung zum Einsatz. Einige dieser Farbstoffe verfügen über toxische Eigenschaften bzw. können diese unter üblichen Nutzungsbedingungen entwickeln. Bei Farbstoffen, die aus krebsauslösenden aromatischen Aminen hergestellt werden (dies gilt für einen relevanten Teil der sogenannten Azofarbstoffe), kann es in Aufnahmefällen im Körper zu einer Rückspaltung in diese Amine kommen, die dort ihre krebserregende oder allergieauslösende Wirkung entfalten. Eine Aufnahme über die Haut ist insbesondere dann möglich, wenn die Farbmittel aufgrund fehlerhafter Produktionsprozesse nicht ausreichend fest mit den Fasern verbunden sind. Ca. 2 % aller Kontaktallergien, die in deutschen Hautkliniken registriert werden, werden auf Schadstoffe aus Textilien zurückgeführt.
  • Organozinnverbindungen: In der Textilveredelung werden z.T. Biozide eingesetzt, um der Geruchsbildung durch Körperschweiß entgegenzuwirken. Eingesetzt werden hier Silberverbindungen oder auch feinste Fäden aus Nanosilber sowie eine Reihe weiterer Stoffgruppen. Neben möglichen allergischen Reaktionen der Haut stellen auch Beeinträchtigungen der hauteigenen Bakterienpopulation sowie Resistenzbildungen mögliche Folgeprobleme dar.Die Biozide werden im Verlauf von Waschprozessen zu einem hohen Teil aus den Textilien ausgewaschen. Mit dem Abwasser gelangen sie in (biologische) Kläranlagen und entfalten dort unerwünschte z.T. aber noch nicht abschließend erforschte Wirkungen.

Wer substanziell um ökologische Textilien bemüht ist, wird nicht umhinkommen, sich mit dieser komplexen Thematik von Schadstoffen tiefergehend zu befassen. Umweltzeichen für Textilien, wie der Blaue Engel, mit genauen Bestimmungen zu Schadstoffproblematik, können Designer:innen eine gute Orientierung bieten und als Bewertungsgrundlage dienen.

Neben den verwendeten Stoffen ist bei der Textilveredelung auch die Menge des Wasserbedarfs relevant sowie (bei den eingesetzten Stoffen unvermeidlich) die Frage, ob die Abwässer und die Abluft nach dem Stand der Technik gereinigt werden.

Konfektion

In der Konfektionierung werden die Textilien zusammengesetzt und fertig gestellt. Die textilen Flächen werden zugeschnitten, zusammengefügt (genäht, geschweißt, geklebt), geformt und nachbehandelt.

Diese Schritte sind für die Umweltwirkungen weniger relevant. Allerdings kann es zu Fehlproduktionen kommen. Da bis zum Zeitpunkt der Konfektionierung bereits sehr viele Ressourcen in das Produkt investiert wurden, ist die Entsorgung ganzer Chargen aus Umweltsicht problematisch.

Ein Abfallproblem tritt auch auf, wenn aufgrund logistischer Übermengen ganze Chargen nicht abgesetzt werden können. Große Textilhandelsketten geben einen Teil der Marktrisiken an ihre Vorlieferanten weiter, wenn eine Kollektion in Europa oder Nordamerika nicht verkauft werden kann. Dann werden ganze Chargen bereits produzierter Waren nicht abgenommen. In diesen Fällen gibt es allerdings meist Möglichkeiten zum Absatz der Ware in anderen Märkten oder zu geringeren Preisen im Zielland. Die Folgen sind somit nicht immer ökologischer Natur, sondern vielmehr ökonomischer.

Die Stoffkonstruktion und -konfektionierung von Bekleidung beeinflusst jedoch die Umweltwirkungen in der Nutzungsphase. Dies bezieht sich beispielsweise auf Schnittmuster, Stichtyp und Nahtverfahren. Für manche Produkte gibt es zudem verschiedene Arten des Schweißens und Klebens. Mittels der unterschiedlichen Techniken kann die Haltbarkeit der Stoffe oder deren Reparierbarkeit erhöht werden. Außerhalb der Nähte kann zudem zusätzlicher Stoff belassen werden. Dies ermöglicht es, die Maße eines Kleidungsstücks anzupassen oder einen Riss zu reparieren, so dass die Lebensdauer einfacher verlängert werden kann.

Übersicht zur Herstellungsphase | Quelle: UBA, eigene Darstellung, 2022

Transport

Der Transport von Rohstoffen, Materialien und Stoffen trägt ebenfalls zur Klimawirkung von Textilien bei. Die meisten Textilien sind – betrachtet man die einzelnen Bestandteile und Fertigungsschritte – sehr globale Produkte. Die Distribution erstreckt sich über alle verfügbaren Verkehrsmittel: Schiff, Flugzeug, Bahn oder LKW.

Grundsätzlich gilt, dass sich die Verbrennung fossiler Energien negativ auf die Umwelt auswirkt. Die Einflüsse auf die Umweltwirkung der Verkehrsmittel sind dabei unterschiedlich und hängen auch von den zurückgelegten Distanzen sowie den Transportkapazitäten ab.

Lange Distanzen können effizient mit einem Containerschiff oder mit der Bahn bewältigt werden, da hier hohe Transportkapazitäten mittels verhältnismäßig niedrigem Energieaufwand befördert werden können. Schiff und Bahn sind dem Transport per Flugzeug vorzuziehen.

Kurze Strecken per kleinem LKW z. B. auf der sogenannten „Letzten Meile“  gelten als der teuerste, ineffizienteste und damit einhergehend auch der die Umwelt mit am meisten belastende Teil der Logistikkette. Gleichzeitig besteht hier auch das größte Potenzial für Optimierungen, z. B. durch den Umstieg auf LKW mit E-Motoren oder Lastenfahrräder.

Bei den Transporten spielt der Faktor „Zeit“ oft eine große Rolle. Die sinnvolle Planung von Bezugsquellen und der Transportrouten kann ein wesentlicher Faktor für die ökologische Produktgestaltung sein.

Je schnelllebiger Mode ist, desto kurzfristiger muss z. B. über den Einkauf von Materialien entschieden werden. Spontane Änderungen am Schnitt können Nachbestellungen von Stoffen nötig machen, die dann sehr schnell geliefert werden müssen. Schnelle Lieferungen erfolgen häufig mit ökologisch nachteiligen Transportmitteln wie dem Flugzeug. Außerdem können kurzfristige Lieferungen nicht effizient geplant werden, sodass die Transportmittel oder die Lieferstrecken nicht ausgelastet sind.  

Auch hohe Abfallmengen führen zu hohen Emissionen durch die Transporte. Denn auch das Material, das nachher als Schnittrest im Müll landet, musste zunächst transportiert werden.

Nutzungsphase

Die Nutzungsphase ist neben der Produktion die Phase im Lebenszyklus, in der die meisten Umweltwirkungen entstehen, jedenfalls bei Bekleidungstextilien. Dazu tragen vor allem das Waschen, Trocknen (im Wäschetrockner) und Bügeln bei. Je nach Pflegebedarf des Kleidungsstückes hat die Nutzungsphase einen unterschiedlich hohen Anteil an der Umweltwirkung im Vergleich zu anderen Kleidungsstücken oder im Verhältnis zum eigenen Produktlebenszyklus.

Weiterhin beeinflussen die Nutzungs- und die Produktionsphase sich gegenseitig. Durch neue Modetrends, Konsumanreize oder gesellschaftliche Anforderungen steigt der Bedarf an neuer Kleidung.

Der schnelle Durchsatz von Textilien hat zur Folge, dass laufend neue Textilien hergestellt werden – mit dem entsprechenden Aufwand für die Umwelt in jedem Prozessschritt. So erspart bspw. die Langlebigkeit von einem T-Shirt letztlich den Anbau einer bestimmten Menge Baumwolle. Je länger Textilien genutzt werden, desto geringer sind pro Nutzung die Umweltwirkungen, die im Laufe des Produktzyklus entstanden.

Das Waschen, Trocknen und Bügeln sind eine Frage des Energieaufwandes und des Wasserverbrauchs (siehe Umweltaspekte der Energieerzeugung). Beim Waschen kommt neben dem Energieverbrauch der Waschmaschinen der Einsatz von Waschmitteln hinzu, die je nach Zusammensetzung und Menge Einfluss auf die Gesundheit von Gewässern und die Gewässerökologie nehmen können.

Übersicht zur Nutzungsphase | Quelle: UBA, eigene Darstellung, 2022

End-of-Life

Viele Textilien (vor allem Bekleidung) werden heute aussortiert, weil sie nicht mehr gefallen oder nicht mehr passen. Für Kinderbekleidung gibt es einen gut funktionierenden Tauschmarkt und auch Bekleidung für Erwachsene landet z.T. im Secondhand-Laden, oder auf Onlineverkaufsplattformen. Der Großteil der Bekleidung wird jedoch über den Hausmüll oder über gesonderte Altkleidersammelbehälter entsorgt.

Das Spenden von Kleidung, ob direkt im Sozialkaufhaus oder über Sammelcontainer, ist sinnvoll. Die Bekleidung erhält in vielen Fällen einen neuen Nutzen. Das kann in Deutschland vor Ort sein oder auch durch den Export der Kleidung in andere Länder. In vielen Ländern hat sich um diese importierte Kleidung ein Markt aufgebaut. Entgegen mancher Kritik trägt dieser Markt auch dazu bei, der lokalen Bevölkerung ein Auskommen zu verschaffen und dortigen Verbraucher:innen auch mit kleinem Budget den Zugang zu guter Kleidung zu ermöglichen.

Dennoch gibt es auch viele Nachteile in diesem Spenden-System: Die Kleidung wird strategisch gemäß ihrer Qualität in vordefinierte Länder verteilt. In manchen Ländern kommt daher nur schlechte Qualität an, oder Kleidung, die z. B. aufgrund der klimatischen Verhältnisse in diesem Land gar nicht gebraucht wird. Außerdem wird die Kleidung häufig in Ballen verkauft, sodass zwischen vielen unbrauchbaren Stücken ein paar „Schätze“ oder auch „Creme-Ware“ versteckt sind, um derentwillen lokale Händler:innen die Ballen kaufen. Die „Creme-Ware“ ermöglicht diesen Geschäftsleuten zwar ihr Auskommen und so manch vermeintlich Unbrauchbares lässt sich auch von kreativen Näher:innen umarbeiten. Doch andere Teile der Textilien sind nicht mehr verwertbar. Diese Textilien werden dann nach einer langen Reise um die Welt letztlich doch entsorgt.

Wenn Kleidung nicht mehr als Secondhand-Ware verkauft oder weitergegeben werden kann, erfolgt eine stoffliche Verwertung der Textilien. Ein echtes Faserrecycling, bei dem aus Alttextilien neue Bekleidungsstücke werden ist heute immer noch die Ausnahme. Überwiegend werden Textilien als Putz- oder Polierlappen oder als Rohstoff für die Vliesstoff-, Papier- und Pappenindustrie genutzt. 

Deutschland hat schon heute eine Erfassungsquote von über 65 % für Alttextilien. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland damit weit vorne. Ab 2025 gilt EU-weit eine Getrennterfassungspflicht für Textilien. Das heißt, dass zukünftig noch mehr Textilien gesammelt und somit auch recycelt, verarbeitet oder entsorgt werden als aktuell.

Die getrennte Sammlung von Alttextilien und insbesondere die direkte Rücknahme durch Handel und Hersteller schaffen die Voraussetzungen für ein echtes Recycling der enthaltenen Fasern oder der Kleidungsstücke selbst – das gilt für die ganze Spannbreite von Jeans bis Teppichböden. Deshalb kann es durchaus sinnvoll sein, im Produktkonzept die Entwicklung eines eigenen Rücknahmesystems zu bedenken.

Übersicht zum End-of-Life | Quelle: UBA, eigene Darstellung, 2022