Die Textilherstellung ist komplex und die Umweltprobleme sind hier durchaus anders gelagert als im Bereich eher technischer Produkte. Überprüfen Sie, auf welche Parameter Sie Einfluss nehmen können und arbeiten Sie an diesen. Verlieren Sie nicht den Mut, wenn Sie nicht alle Probleme auf einmal lösen können, sondern schätzen Sie auch kleine Erfolge wert. 

Designer:innen müssen demnach sowohl die technischen Prozesse der Rohstoffgewinnung und der Herstellungsverfahren verstehen lernen, um deren ökologisches Wirken besser beurteilen zu können, als auch ein suffizientes Konsumverhalten und die Entwicklung alternativer Geschäfts- und Marketingmodelle durch ein ökologisches Produktdesign realisieren.

Do´s

Versuchen Sie herauszufinden, woher die Vorprodukte stammen, wie also die Lieferketten aufgebaut sind. Wirklich ökologische Produktgestaltung ist bei Textilien nur in dem Unternehmen möglich, das seine Zulieferer und deren Verfahren kennt und ggf. Einfluss nehmen bzw. Unterstützung bieten kann. Sofern das der Fall ist, sollten auf Gefahrstoffsubstitutionen und Anlagentechniken nach dem neuesten Stand geachtet werden. 

Wichtig ist eine intensive Auseinandersetzung mit den verwendeten Rohstoffen und deren Herstellung. Fasern aus nachwachsenden Rohstoffen sind nicht zwangsläufig umweltfreundlich! Auch hier können giftige Stoffe, schädliche Verfahren oder zerstörerischer Anbau die Grundlage sein. Umgekehrt sind Chemiefasern nicht zwingend umweltschädlich.

Abfälle vermeiden! Alles, was weggeworfen wird, musste zuvor hergestellt, bearbeitet, gefärbt und transportiert werden. Der Zuschnitt von textilen Flächen sollten durch sogenanntes Schachteln oder Nesting optimiert werden, um kein Material zu verschwenden. Mit spezialisierter Nesting-Software lässt sich dies automatisieren – beispielsweise auf CNC-Zuschneidemaschinen. Abfälle sollten am besten getrennt gesammelt werden, damit diese ggf. weiterverwendet werden können.

Die enge Zusammenarbeit mit allen Beteiligten, auch mit Verkäufer:innen und Storebetreiber:innen, ist wichtig. Die Langlebigkeit von Produkten sollte immer bedacht werden.

Slow Fashion statt Fast Fashion. Anstatt wie bislang den üblichen schnelllebigen Modetrends nachzujagen sollte entsprechend der Slow Fashion Bewegung ein grundlegender Bewusstseinswandel bei Konsument:innen angestrebt werden.

Suchen Sie nach Alternativen. Beispielsweise fällt bei der Umstellung von konventionellem Baumwollanbau auf Bio-Baumwollanbau während der Übergangsphase Baumwolle in einer ganz eigenen „Übergangs-“Qualität an, für die es nur einen eingeschränkten Markt gibt. Das hindert viele Kleinbauern an einer Umstellung oder führt dazu, dass größere Mengen Baumwolle nicht sinnvoll verarbeitet werden. Sie können – sofern sich ihr Produkt dafür eignet – solche Baumwollqualitäten gezielt nachfragen. Dadurch unterstützen Sie substantiell die Umstellung auf den Bio-Anbau.

Bei der Verwendung von Baumwolle sollten Sie mindestens zertifizierte Biobaumwolle (GOTS, Blauer Engel, Cotton made in Africa etc.) oder Alttextilien verwenden.

Outdoor Bekleidung sollte kein PFC enthalten. Viskose, die aus Eukalyptus produziert wurde, wird aus Umweltsicht negativ bewertet.

Orientierung bieten die Vergabekriterien des Blauen Engel für Textilien und Schuhe.

In der Frage, ob natürliche oder synthetische Fasern ökologischer sind, ist Schwarzweiß-Denken unangebracht. Wie bei vielen Grundstoffen hängen die Umweltwirkungen in hohem Maß von den konkreten Bedingungen der Rohstoffgewinnung bzw. der Grundstoffherstellung ab.  

Die heute benötigten Textilfasermengen können jedoch nicht vollständig aus biologischen bzw. nachhaltigem Anbau gedeckt werden, da die Ausweitungen der erzeugten Mengen eine Flächenkonkurrenz mit alternativen Landnutzungen (z.B. zur Lebensmittelerzeugung) bedeuten würde.

Ein wirklich ökologisches Textildesign, sollte deshalb immer auch eine Reduzierung des Mengenbedarfes zum Ziel haben. Das verwendete Material sollte seinem Wert entsprechend möglichst intensiv genutzt und wiederverwendet werden. Dafür müssen Nutzungsszenarien und Recycling mitgedacht werden. Optionen zur einfachen Pflege, Anpassung und Reparatur können eine lange Nutzung unterstützen

Gehen Sie einen Schritt nach dem anderen. Versuchen Sie zunächst, so viele Informationen wie möglich über Ihre Lieferketten zu erhalten – Wissen ist der erste und wichtigste Schritt. Ermutigen Sie Ihre Zulieferer, sich am Wandel zu beteiligen und unterstützen Sie sie dabei. 

In vielen Branchen werden CO2-Äquivalente, Global Warming oder Klimawandel als Indikator für Umweltfreundlichkeit herangezogen. Das ist bei vielen technischen Produkten ein logisches Vorgehen, da dort der Energiereinsatz z.B. für die Erzeugung von Metallbauteilen etc. durchaus maßgebend sein kann. In der Textilbranche führen solche Indikatoren aber eher in die Irre. Hier spielen die Schadstoffemissionen während der Herstellung sowie die negativen Einwirkungen auf Böden und Gewässer bei der Fasergewinnung eine deutlich gravierendere Rolle.