Die Beispiele sollen Lösungsvorschläge zeigen, inspirieren, und trotzdem auch immer einladen, alles kritisch zu hinterfragen ...

Nutzung von Zuschneideabfällen aus Schafwolle

Ein wichtiger Aspekt dieses Produkts ist der ökologisch sinnvolle Einsatz eines nachwachsenden Rohstoffes.

Second Life Rugs sind handgeknüpfte Hochflorteppiche aus Lana Cotta, also reiner, gekochter Schurwolle. Auch nachwachsende Rohstoffe können mit erheblichen Umweltlasten einhergehen. Das ist auch bei Schurwolle der Fall. Bei der Gewinnung von Schurwolle kommt in vielen Fällen ein industrialisierter und absolut inakzeptabler Umgang mit den Tieren hinzu.

Ein Teppich aus Schurwolle hat eine um ein Vielfaches schlechtere Umweltbilanz (und wenn man das Tierleid so einordnen will, auch eine schlechtere Sozialbilanz) als beispielsweise ein Teppich aus Polyamidfasern. Allerdings muss hinzugefügt werden, dass es sich zwar in beiden Fällen theoretisch um den gleichen Nutzen handelt, nämlich je nach Produkt und Nutzung um Teppich, Bodenbelag und / oder Dekoration. Allerdings sind verschiedene Arten von Teppich in ihrer Wirkung nicht miteinander vergleichbar. Je nach Art des hergestellten Produktes führt eine Materialsubstitution auch zu einem anderen Produkt, weil z.B. ein Teppich auch Schurwolle haptisch nicht durch eine Kunstfaser zu ersetzen ist.

Wie kann also trotzdem ein hochwertiger Designteppich aus Schurwolle entstehen, der die Bezeichnung Ecodesign verdient?

Die Designerin Ute Ketelhake greift auf bereits gesponnene und gefärbte Produktionsüberreste reiner und hochwertiger Schurwolle aus kontrolliert biologischer Tierhaltung zurück. Die Verwendung von Produktionsüberresten (die sonst entsorgt würden) entlastet das eigentlich umweltintensive Material.

Auf diese Weise wird einerseits ökologisch und qualitativ hochwertiges Material vor einer minderwertigen Behandlung als Abfall gerettet, während andererseits das Einsatzmaterial für die Teppiche mit rechnerisch minimalen Umweltlasten einhergeht. Durch das Design der Teppiche an sich, das spielerisch die bereits gefärbten Wollstoffabschnitte in die Optik integriert, wird das Material ohne weiteres Abfallaufkommen sehr effizient verarbeitet.

Das Produkt wurde 2013 in der Kategorie „Produkt“ mit dem Bundespreis Ecodesign ausgezeichnet.

Bananenpflanzen zum Tragen

Bananatex® ist ein technisches Gewebe aus Fasern der Bananenpflanze Abacá. Die Pflanze wird auf den Philippinen in nachhaltiger Forstwirtschaft angebaut. Sie ist so robust, dass sie keine Pestizide, Dünger oder künstliche Bewässerung braucht. Die rohen Fasern werden zu einem funktionellen Gewebe verarbeitet, mit natürlichem Bienenwachs wasserabweisend beschichtet und in einem schlichten Design zu Taschen verarbeitet.

Das Produkt von QWSTION wurde 2019 in der Kategorie „Produkt“ mit dem Bundespreis Ecodesign ausgezeichnet.

Milchabfall zum Anziehen

Textilfasern und Kunststoff aus Kasein – das produziert Qmilk. Der Rohstoff ist Milcheiweiß aus nicht mehr verkehrsfähiger Milch, also ein Abfallprodukt, das bisher in keiner anderen hochwertigen Anwendung verwertet wird.

Die Textilfaser aus Milcheiweiß hat dabei Eigenschaften, die ohne den Zusatz von Additiven wirken: die Faser ist antibakteriell, bietet UV-Schutz, erreicht die Brandschutzklasse B2 (nach den Normen DIN 4102-1 und DIN 75200) und fühlt sich durch ihre glatte Struktur ähnlich an wie Seide. Dadurch ist die Textilfaser sowohl für die Herstellung von Kleidung geeignet wie auch für den Einsatz als Textil z.B. im Fahrzeuginnenraum.

Als Kunststoffgranulat dagegen vereinigt es die Eigenschaften von Duroplasten, Thermoplasten und Elastomeren in sich. Das Granulat kann als Kunststoff, Granulat, für Formteile und Schaumformulierungen eingesetzt werden.

Qmilk stellt noch weitere wichtige Merkmale der Verfahrenstechnik heraus: für 1 kg Biopolymer werden lediglich 2 Liter Wasser benötigt und die Prozesstemperaturen sind außerordentlich niedrig und schnell durchgeführt, was insgesamt einen geringen Energieeinsatz bedeutet. Beides Faktoren, die bei der Herstellung konventionellen Polymers nicht der Fall sind.

Produkte aus Qmilkfasern sind vollständig biologisch abbaubar und sogar heimkompostierbar.

So lange reine Milchabfallprodukte verwendet werden, erfüllt das Material in sehr guter Weise die Ansprüche an einen sachgerecht eingesetzten nachwachsenden Rohstoff: der Rohstoff ist ein Abfallprodukt nahezu ohne Umweltlasten, der fossile Rohstoffe ersetzt und kann für Produkte mit höchsten Ansprüchen an Qualität eingesetzt werden (z.B. medizinische Gerätschaften oder Textilien für Allergiker und speziell für hauterkrankte Personen).

Mit der Verwertung der Non-Food-Milch im Biopolymer wird die höchste Wertschöpfung für die bislang stofflich ungenutzte Non-Food-Milch erreicht. Sie wird zudem zu 100% verwertet: das Kasein, die Molke und das Milchfett finden technische Anwendung. Somit ist ein Zero-Waste-Prozess gegeben. Der Biokunststoff kann mehrmals recycelt, kompostiert, wiederverwertet, upgecycelt und ohne Schadstofffreisetzung verbrannt werden. Er bietet also eine Win-Win-Situation vom Bauern bis zum Endverbraucher – und für die Umwelt.